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() - 02.01.2006 Christian Dominik Wetzler () , . , . , , - . ( - ) - : , , . , . " " , . - , ( - Daleminzier) . , , . , VII . - . , . . , VIII . 919 , I, , . 928-929 . : I . (- - ), , - . I -, 20- . (Widukind von Corvey) Res gestae Saxonicae: " , , , ". --------- -------- XIX , Seit dem 19. Jahrhundert spricht jedoch einiges dafur, dass diese Ehre einer Kieskuppe unweit der Gemeinde Hof zukommt, rund vierzig Kilometer nordwestlich von Dresden. Obwohl seit jeher landwirtschaftlich genutzt und entsprechend eingeebnet, deuteten Fachleute die Uberreste eines ringformigen Walls als Umwehrung einer machtigen Burganlage. Lage und Gro?e der Anlage wie auch Lesefunde stutzten die Slawenburg-Hypothese. Erste Ausgrabungen fanden in den 1920er und 1930er Jahren statt. In der Tat stie? man auf eine Kulturschicht aus slawischer Zeit. Ein weiterer Umstand regte die Fantasie von Historikern und Heimatforschern an: Das archaologisch brisante Gelande befindet sich in der Niederung eines kleinen Elbe-Nebenflusses, der den Namen Jahna tragt - die phonetische Ahnlichkeit mit dem Namen der daleminzischen Feste ist unverkennbar. Vor mehr als zehn Jahren, im Juni 1992, entstanden schlie?lich die ersten Luftbilder. Das Gelande mit seinem dichten Gerste-Bewuchs war pradestiniert fur die Luftbildarchaologie, die das Wissen um Struktur und Erhaltungszustand der slawischen Anlage deutlich erweiterte. Neben dem bereits bekannten ringformigen Hauptwall zeichneten sich drei Graben zum Zentrum der Anlage hin ab, von denen der Innerste eine offenbar annahernd quadratische Flache umgab. Die gesamte Befestigung erstreckte sich uber stattliche drei Hektar. Geophysikalische Untersuchungen im Fruhjahr 2003 deuteten darauf hin, dass sich im Zentrum der Anlage einst eine dichte Innenbebauung mit zahlreichen Grubenhausern befand. Zwischen Wall und Burgzentrum Die gewonnenen Informationen konnten Wissenschaftler des Sachsischen Landesamts fur Archaologie zusammen mit ihren Kollegen der Universitat Warschau in einer archaologischen Ausgrabung prazisieren, wobei Bereiche zwischen Burgzentrum und den au?eren Graben freigelegt wurden. Imposant der wehrhafte Charakter der Anlage: "Der ringformige Hauptwall war ursprunglich wohl bis zu zwolf Meter hoch", erlautert der leitende Archaologe Michael Strobel. Ublicherweise nutzten die Slawen beim Burgbau naturliche Schutzlagen. Offensichtlich genugte das sumpfige Umland nicht den Erfordernissen, denn die Anlage wurde zusatzlich durch einen Wall gesichert. Eine massive Holzkastenkonstruktion, au?en vermutlich durch eine Bohlenwand verstarkt, stabilisierte den Wall. Vorgelagert befand sich einstmals ein Graben, der mit wachsender Bedrohung immer weiter nach au?en verlagert wurde und in seiner letzten Ausbauphase wohl Wasser fuhrte. Die Vermutung, dass es sich bei der Anlage um die slawische Burg Gana handelt, erharteten sich: In den Gruben im Innern fanden sich neben Schlachtabfallen zahlreiche Keramikfragmente, die in das 9. und 10. Jahrhundert zu datieren sind. Lesefunde hatten bereits zuvor auf eine Siedlungskontinuitat von Jungsteinzeit bis in die slawische Epoche hingedeutet. In Anbetracht des uberlieferten Eroberungsszenarios vielleicht noch uberzeugender: In einem der Graben stie?en die Archaologen auf Uberreste der holzernen Verschalung des Walls, die einst offenbar von der Wallkrone hinabgesturzt war, zudem auf zahlreiche weitere Spuren, die auf eine Brandschatzung hindeuten. Stolz verkundet Landesarchaologin Judith Oexle: "Wir sind davon uberzeugt, dass dieser Ort mit Gana identisch ist". Schutz vor westlicher Bedrohung Anhand der Befunde konnen die Forscher ein praziseres Bild der Burg zeichnen, seine Rolle fur die ganze Region interpretieren. "Die Ausma?e deuten darauf hin, dass Gana eine zentralortliche Funktion zukam", erlautert Strobel. Die Anlage zahlt zu den gro?ten und bedeutendsten im Siedlungsgebiet der Daleminzier und war moglicherweise Hauptfeste des Slawenstammes. Nach Uberzeugung der Wissenschaftler befand sich die Burg inmitten eines gro?eren Siedlungsumfeldes. "Zahlreiche Dorfer konnten im Umkreis der Anlage nachgewiesen werden. Daher vermuten wir, dass die Burg in Krisenzeiten nicht nur ihren Bewohnern Schutz bot, sondern auch der umliegenden Bevolkerung als Fluchtburg diente", so Strobel. Uber 300 slawische Befestigungsanlagen westlich der Oder sind belegt. Doch da die vielen slawischen Stamme keine politische Einheit darstellten, bot dieses weitlaufige Befestigungssystem den beharrlichen deutschen Eroberungsplanen keinen Widerstand. Und so war mit dem Fall von Gana auch der militarische Widerstand der Daleminzier gebrochen. Die Elbe diente dem Deutschen Reich vorubergehend als ostliche Grenzlinie, die Heinrich mit einer Reihe von Festungen wie der 929 gegrundeten Burg Mei?en sichern lie?. Ein ebenso geschickter wie nachhaltiger militarischer Schachzug, erlosch doch im Laufe des Mittelalters mit der Sicherung des eroberten Landes auch nach und nach die Kultur der Daleminzier. Ahnlich wie den Daleminziern erging es benachbarten Stammen. Um 932 unterwarf Heinrich I. mit seinem militarisch deutlich uberlegenen Heer die bedeutenden Stamme der Milzener und Lusizer. Die Nachfolger Heinrichs fuhrten die deutsche Osterweiterung fort. Im Laufe des 10. Jahrhunderts zerstorten die Heerscharen des Deutschen Reiches rund einhundert Burgen. Die einheimische slawische Bevolkerung wurde tributpflichtig, und mit der militarischen Unterwerfung ging die Missionierung einher. Lubnjow statt Lubbenau Ein Teil der sorbischen Bevolkerung jedoch uberstand die Ostexpansion unter Heinrich I. und seinen Nachfolgern. "Wahrend die Daleminzier durch massenhaften Zuzug deutscher Siedler und durch eine straff zentralistische Herrschaft assimiliert wurden, konnte sich die slawische Kultur in den Siedlungsgebieten der Lusizer und Milzener ostlich der Elbe behaupten", erlautert Karlheinz Blaschke, wissenschaftlicher Beirat am Sorbischen Institut in Bautzen. Eine Nationalentwicklung aber unterblieb. Vor allem Sitten und Brauche zeichnen die Sorben aus. Man feiert folkloristische Festlichkeiten unter blau-rot-wei?en Fahnen und pflegt die eigene Trachtentradition. Was wie eine touristische Attraktion anmutet, ist nicht zuletzt Relikt einer versunkenen Kultur: Im Zuge der Volkerwanderung in Regionen zwischen Elbe und Saale gelangt, umfasste das westslawische Volk der Sorben seinerseits wiederum etwa zwanzig Einzelstamme, darunter auch die Daleminzier. Doch nach Jahrhunderten der Unterdruckung durch die deutsche Obrigkeit, nach Ausgrenzung im Mittelalter und Verfolgung im Dritten Reich ist ihre Zukunft vermutlich unsicherer als je zuvor. Obschon die ethnische Sonderstellung heute sogar verfassungsrechtlich geschutzt ist, bangen die Sorben um den Fortbestand ihrer Volkskultur. Die Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit fuhrt insbesondere beim Nachwuchs zur Landflucht. Ein weiteres Problem ist der Wegfall der Bildungseinrichtungen: Von den wenigen zweisprachigen Schulen furchten einige gegenwartig um ihre Existenz. Bereits heute sind die Menschen, die der sorbischen Sprache machtig sind, mehrheitlich hoch betagt. Die Statistik zahlt inzwischen 60 000 Angehorige mit Kenntnissen der sorbischen Sprache, zur Zeit der Landnahme im 7. Jahrhundert waren es geschatzte 160 000. Eine Minderheit, die auch nach mehr als einem Jahrtausend um ihren Fortbestand kampft. (c) spektrumdirekt - http://apollo.zeit.de/wo/article.php?id=796872 |